Sparkassen: Fusions-Druck wächst

TRIER. (hw) Wirtschaftsinstitute und Experten sehen die Sparkassen in Deutschland unter Fusionsdruck: In wenigen Jahren werde die Zahl der bundesweit 524 Institute auf rund 300 sinken. Im Raum Trier aber ist man von einer "Sparkasse der Region" noch weit entfernt.

Auf die deutsche Finanzbranche rollt nach Experten-Meinung eineFusionswelle zu. Nach einer Studie der Unternehmensberatung Ernst& Young werde insbesondere bei Sparkassen undKreditgenossenschaften die Zahl der Institute bis 2005 um etwa 40Prozent zurückgehen. Auch der Chef der LandesbankRheinland-Pfalz, Klaus G. Adam, sieht diese Entwicklung auf"seine" Sparkassenorganisation zukommen. Die LandesbankRheinland-Pfalz ist eine von zwölf deutschen Landesbanken, dieals Zentralbanken für die Sparkassen dienen und für diese Risikenübernehmen, wenn Einzelinstitute überfordert sind. "Ich rechne inRheinland-Pfalz mittelfristig nur noch mit etwa 20 statt mit 31Sparkassen", sagt Adam dem Volksfreund im Interview. In der Region Trier hat die Fusionswelle in jüngster Zeit schon zugeschlagen. Doch weder das Verschwinden der kleinsten deutschen Sparkasse, der Amtssparkasse Speicher, die von der Kreissparkasse Bitburg-Prüm geschluckt wurde, noch die Fusion der Kreissparkassen Bernkastel-Wittlich und der Kreissparkasse Cochem-Zell zur "Sparkasse Mittelmosel - Eifel Mosel Hunsrück" passt in dieses Schema. In Zeiten von Basel II und schärferen Kontrollvorschriften wurde die Amtssparkasse mit ihren sechs Mitarbeitern zum Auslaufmodell, und die Kreissparkasse Cochem-Zell stand nach riskanten Argentinien-Geschäften vor dem Aus. Durch diese Fusion ist die "Sparkasse der Region Trier", die unter den politischen Entscheidungsträgern schon einmal angedacht wurde, zunächst einmal vom Tisch. "Wir werden sicher drei bis fünf Jahre benötigen, um den Zusammenschluss zu stemmen", sagt der Vorstandsvorsitzende der neuen "Sparkasse Mittelmosel - Eifel Mosel Hunsrück", Winfried Gassen, zur neuen Situation.

Auch in Bitburg und Daun reagieren die Chefs der Kreissparkassen noch gelassen auf die Herausforderung. Dieter Grau, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Daun, verteidigt die Eigenständigkeit der Sparkasse. "Bei einer Fusion verliert immer die Region. Zweigstellen werden dicht gemacht, Arbeitsplätze fallen weg." Auch sein Kollege von der Kreissparkasse Bitburg-Prüm, Ingolf Bermes, kann sich derzeit nicht mit einer Fusion anfreunden. "Wenn aber, dann müsste es zu einem Zusammenschluss in Wirtschaftsräumen kommen", sagt Bermes. Nach Ansicht der Sparkasse Trier ist die Zeit für Fusionen reif. Dieter Mühlenhoff, Vorstandsvorsitzender der zweitgrößten rheinland-pfälzischen Sparkasse, sieht in Zusammenschlüssen Chancen, die Kosten zu senken. "Wir sollten unsere gemeinsamen Stärken nutzen und zusammenbringen", sagt der Trierer Sparkassenchef.

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